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KAPITEL 7 |
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Gott – Jahwe – Allah
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Das Anliegen des Lehrplanes „Jüdischen und muslimischen Glaubenstraditionen begegnen“ wird im vorliegenden Kapitel in der Art umgesetzt, dass elementare Inhalte beider Glaubenstraditionen dargestellt und nach Möglichkeit in Bezug zum Christentum gesetzt werden. Der Ansatz ist dem Geist des Konzilsdokumentes „Nostra aetate“ verpflichtet, das mit großer Achtung von beiden Glaubenstraditionen spricht und daher auch am Schluss dieses Kapitels zitiert wird. Die Kenntnis anderer Religionen und die Auseinandersetzung mit ihnen ist aus mehreren Gründen gefordert. Ganz allgemein hat die Schule auf die Lebenswelt vorzubereiten, und dazu gehört auch die kulturelle und religiöse Vielfalt. Für den Religionsunterricht ergibt sich ein zusätzlicher Aspekt aus dem Innersten der Theologie selbst: Wir kommen von derselben Verheißung wie das Judentum und wir glauben an den einen einzigen Gott- wie auch die Muslime.
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Titelseite
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Das Bild der Titelseite „Schrift“ von Wladimir Zagorodnikow steht für das Verbindende von Judentum, Christentum und Islam. Es sind heilige Schriften, die im Zentrum aller drei Religionen stehen und sie zum Teil auch verbinden. Das Bild verweist aber auch durch seine Abstrahierung konkreter Schrift auf das, was hinter heiligen Schriften steht, die Unausprechlichkeit des unendlichen Gottes, den Juden, Christen und Muslime bekennen.
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1. Gelobtes Land – bedrohter Friede
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Diese Doppelseite knüpft – kontrapunktisch – an das Ende des vorigen Kapitels an; dort war von der biblischen Hoffnung auf das Gelobte Land die Rede; jetzt ist das Volk im Land, aber von der Versöhnung ist weit und breit scheinbar keine Spur. Wir haben bewusst diese Anknüpfung gewählt, weil sich in der Praxissituation oft zeigt, dass die ersten und oft einzigen Assoziationen der Schülerinnen und Schüler sich auf die heutige Unfriedenssituation in Israel beziehen. Auf der linken Seite werden Texte gegenübergestellt, aus denen eine starke Spannung spürbar wird: Unabhängigkeitserklärung Israels, Charta der Hamas und Jesaja 60 mit der großen Schalomvision für den Zion. Die rechte Seite bringt Lebenszeugnisse, die hoffen lassen – trotz aller Kriege. Sumaja Farhat-Nasser ist seit vielen Jahren christliche Friedensaktivistin und immer wieder auch in Österreich auftretend; daneben die Stimme einer israelischen Jüdin, die überzeugt ist, dass es Frieden geben kann.
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2. Zwischen Hoffnung und Verzweiflung
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Thema dieser Doppelseite ist die geschichtliche Dimension der jüdischen und damit biblischen Gotteserfahrung. Im Mittelpunkt steht ein Klagepsalm, dessen Struktur mit Anklage bzw. Aufschrei im Leid, dann Bitte, Hoffnung und Gottvertrauen die große Breite jüdisch-biblischer Gottesbeziehung und der Rede mit Gott umfasst. Lied, Bild und begleitende Texte sollen diese Grunderfahrung und die davon abgeleitete Struktur eines Klagepsalms vermitteln. In Erinnerung an die Thematik „Abraham als Stammvater des Glaubens“ in GB 2 wird in der Randspalte an die Dimension der Hoffnung als Ursprung biblischen Glaubens erinnert. Dabei werden die Begriffe „Monotheismus“ und „Polytheismus“ eingeführt.
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3. Israels Weg durch die Geschichte
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Auf dieser Doppelseite wird das vorangegangene Thema „Gotteserfahrung der Juden“ nun eingebettet in die Geschichte des Volkes Israel von den Anfängen bis heute. Ziel ist es, die großen Epochen der jüdischen Geschichte zu lernen und das biblische Volk auch im Zusammenhang mit dem heutigen Volk der Juden sehen zu können. Ein besonderer Aspekt in dieser Geschichte ist natürlich die Beziehung der Christen zu den Juden und das Thema Antisemitismus. Auf der rechten Seite wird dieses Thema behandelt. Dabei wird einerseits die Mitschuld der Christen nicht verschwiegen und andererseits der Neuanfang der Beziehungen, wie er insbesondere durch das 2.Vatikanische Konzil und zuletzt durch Papst Johannes Paul II. geschehen ist, gewürdigt. Als Grundlage christlich-jüdischer Beziehungen wird das paulinische Wort vom Ölbaum, seinen Wurzeln und seinen Zweigen eingebracht.
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4. Höre Israel ... Sabbat
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Wie schon durch das Titelbild des gesamten Kapitels („Schrift“) angedeutet, sind die drei monotheistischen Religionen „Buchreligionen“ und das Wort Gottes hat in ihnen besondere Bedeutung. Die Grundhaltung des „Hörens“ auf Gott und das Ringen um die Auslegung des Wortes Gottes sind Grundzüge also nicht nur des Judentums, die hier aber am Beispiel des „Sch’ma Jisrael“ und des Talmud besonders thematisiert werden. Als weitere elementare Gegebenheit des Judentums wird der Sabbat dargestellt, in seiner grundlegenden theologischen Dimension erschlossen und als eine Grundlage unseres christlichen Sonntags gezeigt.
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5. Das Leben feiern - Pessach
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Feiern begleiten das jüdische Leben im Jahreskreis und im Lebenslauf. Anhand von Bildern und einer Übersicht werden die wichtigsten Feste dargestellt. Besonders herausgehoben wird das Pessachfest, dessen zentraler Text, die Pessachhaggada in einer knappen Form erzählt wird. Damit soll die Bedeutung dieses Festes für die Juden und indirekt auch für die Christen herausgearbeitet werden. Die folgenden Seiten zum Thema Ostern schließen hier ganz bewusst an. Ein weiteres Ziel dieser Doppelseite ist es, die Bedeutung des Gedächtnisses bewusst zu machen: Ereignisse bleiben durch das Erinnern präsent und geben Sinn.
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6. Oster-Nacht ... Oster-Licht
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Das Thema Ostern wird in diesem Jahr unter dem Aspekt der Osternachtsfeier und der grundlegenden Licht-Dunkel-Symbolik behandelt, die ja auch die Feier der Osternacht bestimmt. Die Darstellung des Ablaufes der Osternachtfeier mit entsprechenden mystagogischen Einleitungen in die einzelnen Teile schließt an das zuvor dargestellte Pessachfest an und baut darauf auf. Wieder geht es um Erinnerung und Vergegenwärtigung jenes Geheimnisses, das in der Symbolik von Licht und Dunkelheit erahnbar wird. Die Bilder der Osternachtfeier ergänzen den Text über die Feier der Osternacht. Auf den folgenden beiden Doppelseiten laden zwei großformatige Bilder ein, über Ostern und Auferstehung zu meditieren. Rembrandt und Manessier haben auf je eigene Weise das Geheimnis der Auferstehung dargestellt. Bei beiden spielt das Licht eine entscheidende Rolle. Somit wird der Ansatz „Oster-Nacht - Oster-Licht“ hier konsequent im Medium des Bildes weitergeführt.
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7. Fasten – Wallfahrt – Almosen
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Die Darstellung des Islam hält sich einerseits an die fünf Säulen und bringt am Schluss aber auch die politische Dimension des Islam ins Bewusstsein. Die Darstellung der Fastenpraxis ist nicht leicht, da es durchaus verschiedene Grade der Befolgung gibt. Wir haben eine mögliche Situation aus dem schulischen Alltag gewählt, um mögliche Spannungen zu verdeutlichen. Vor allem aber soll klar werden, dass das Fasten nicht nur mit Verzichten, sondern auch mit Freude verbunden ist. Dies wird auch durch die Grußkarten deutlich, die für die Muslime eine große Rolle spielen. Wallfahrt und Almosen als weitere Säulen des Islam werden auf der nächsten Seite beschrieben.
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8. Glaubenszeugnis und Gebet
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Auch auf dieser Doppelseite haben wir wenig kommentiert, sondern einfach präsentiert. Das Bild kniender betender Muslime, die sich bis zum Boden verneigen, ist durch die Medien ziemlich bekannt. Da es für das Selbstverständnis des Islam aber elementar wichtig ist, hielten wir es für sinnvoll, auch im SchülerInnenbuch ein solches Bild zu bringen. Die Bedeutung des Propheten Mohammed ist weniger theologisch als praktisch zu sehen; er spielt in der konkreten Religiosität der Muslime eine überragende Rolle, auch wenn er „nur“ Prophet ist.
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9. Koran
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Die Rolle des Koran für die Muslime ist für uns Christen nicht leicht nachzuvollziehen, da er tatsächlich und ohne Einschränkung die Offenbarung für die Muslime darstellt. Durch die – wirklich erlebte - Episode „Ein Christ erzählt“ wird das verdeutlicht und gleichzeitig wird auch die Leichtfertigkeit, mit der wir oft mit der Bibel umgehen, kritisch hinterfragt. Die Eröffnungssure des Koran ist der verbreitetste Text bei den Muslimen; die schönsten Namen Allahs stellen eine wertvolle Herausforderung an unser Islam-Bild dar. Auf der rechten Seite „Die islamische Welt“ machen wir auf die politische Seite des Islam aufmerksam; das ist jene Dimension, die den Schülern am meisten gegenwärtig ist, weil in den Medien hauptsächlich davon die Rede ist. In einer religionspädagogischen Behandlung kann das nicht die Hauptsache sein, wohl aber sollte es nicht unerwähnt bleiben.
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Schlussseite
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Aus der Erklärung „Nostra aetate“ des 2. Vatikanischen Konzils Auch wenn sich in der politischen Situation der letzten vierzig Jahre – seit dem Konzil - viel geändert hat, die religionstheologische Aufgabe bleibt. Frieden auf der Welt wird ohne Frieden zwischen den Religionen nicht möglich sein. Das heißt nicht, dass wir Konflikten ausweichen, wohl aber, dass wir nicht unnötige Konflikte produzieren dürfen. Die Sätze der Bergpredigt vom Salz und vom Licht machen das deutlich. Das Licht bringt Orientierung für die anderen, das Salz ist nicht für sich selbst da.
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