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KAPITEL 10 |
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Wahrer Friede kommt von Gott
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Dieses Kapitel geht von einer unheilvollen biblischen Familiengeschichte aus, die zu einer Heilsgeschichte wird. Zentrale Stellen wie der Traum Jakobs mit der Zusage: „Wohin du auch gehst, ich bin mit dir“ und der Kampf Jakobs am Jabbok ermöglichen Lebensänderung und Versöhnung. Ein weiteres biblisches Beispiel bietet uns Jesus selbst mit dem Gleichnis vom verlorenen Sohn. (Anknüpfung an GB 2) Das Anliegen beide Ebenen der Versöhnung, die individuelle und die globale, zu thematisieren, versuchen wir im Unterkapitel 10.3. Daraus erwachsen Impulse und Ermutigung zu einem Fest des Neubeginns und der Versöhnung, das projekthaft / modellhaft eine Bußfeier vorstellt und zur eigenständigen Gestaltung einer eigenen Versöhnungsfeier ermutigen will.
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1. Streit, Betrug und krumme Touren
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Schon im Mutterleib beginnt der Bruderzwist; schon vom Anbeginn der Menschheit (vgl. Kain und Abel) gibt es Zwist, Streit, Neid und Brudermord. Doch all das verschweigt die Bibel nicht. Indem der Bibel nichts Menschliches fremd ist und sie das Unheil beim Namen nennt, wird besonders deutlich spürbar: Gott schreibt auch auf krummen Zeilen gerade. Auf der Talsohle seines Lebens, nachdem die ganze Familie zerbrochen scheint und Jakob selbst fliehen muss, um sein Leben zu retten, erhält er im Traum Gottes Zusage: „Ich bin mit dir!“ und „Ich verlasse dich nicht!“
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2. Vom Betrüger zum Liebenden
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Der Fersenschleicher, Betrüger, geht aus der Gottesbegegnung im Traum verwandelt hervor und wird fähig zu lieben: Er verliebt sich in Rahel, arbeitet 14 Jahre, um sie zur Frau zu bekommen, löst sich als Erwachsener mit einem Vertrag von seinem Schwiegervater, ringt mit Gott, nimmt seinem Bruder nichts mehr weg, sondern beschenkt ihn und versöhnt sich mit ihm. In der Versöhnung sieht er im Angesicht seines Bruders das Angesicht Gottes. Ein Lebensweg, der unheilvoll im Mutterleib beginnt und nach zwanzig Jahren in der Fremde mit Gottes huldvollem Wirken heil wird.
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3. Versöhnung individuell – Versöhnung global
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Der Aspekt der individuellen Versöhnung wird in diesem Unterkapitel anhand dreier Geschichten thematisiert. Das in den Geschichten angesprochene verzeihende Entgegenkommen Gottes wird anhand der Anknüpfung an GB 2 10.4 „Die Heimkehr des verlorenen Sohnes“ noch vertieft. Versöhnung bedarf heute mehr denn je einer globalen Komponente. Im Zeitalter des Zusammenwachsens der Welt durch moderne Technik und Kommunikationsmittel brauchen wir Beispiele von Schritten der Versöhnung. Die rechte Seite bringt positive Beispiele der Wahrheits– und Versöhnungskommission, die sich mit der Aufarbeitung der Gräueltaten während der Zeit der Apartheid in Südafrika, beschäftigte.
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4. Damit es ein Fest wird
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Versöhnung haben wir alle und oftmals nötig. Und jede Versöhnung ist ein Fest wert, weil sie einen Neubeginn darstellt. Wie aber können wir diese grenzenlose Liebe Gottes, die ohne Bedingungen verzeiht, feiern? In Zeiten, wo immer weniger Priester für Schulbeichten zur Verfügung stehen, wird der Religionslehrer / die Religionslehrerin Bußfeiern leiten. Sind solche Feiern gut vorbereitet und mit einem Symbolhandeln verbunden können sie eine echte Umkehrgesinnung bewirken. Da Einzelbeichten für Klassen wegen des Priestermangels nicht mehr in dem Maße möglich sind, ist das Wissen um die Geschichte des Bußsakraments eine Entlastung für Kirche und Pönitenten. Daher wird man auch die vielfältigen Formen der Sündenvergebung betonen müssen.
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Schlussseite
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Selig die Barmherzigen ... Now is the time „Now is the time“ ist das Lied der zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Graz 1997 mit dem Thema „Versöhnung: Gabe Gottes und Quelle neuen Lebens“. Mit diesem mehrsprachigen Lied regen wir an, Versöhnung nicht nur individuell zu sehen, sondern Brücken der Begegnung und Versöhnung zu bauen. Umkehr und Versöhnung sind Begriffe, die nicht mehr nur den Einzelnen treffen, sondern global gesehen werden müssen. Zusammen mit dem Ausschnitt aus der Bergpredigt und den Seligpreisungen soll abschließend deutlich werden: Gott selbst ist es, der Versöhnung schenkt, wie es auch der Psalmist ausdrückt: „Wende dich mir zu und sei mir gnädig!“ (Ps 86, 16a) Kehrt sich Gott zu mir um, kann auch ich umkehren.
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